Erfunde Wahrheit

‚Tatsachenberichte‘ in der Literatur

Erfundene Wahrheit. Feature von Rainer Link. Mit: Viola Sauer und Bernhard Schütz. Redaktion: Kathrin Aehnlich. Regie: Stefan Kanis (Ursendung: 14. Oktober 2017 | MDR KULTUR)

»Erfundene Wahrheit (Ausschnitt)«

Verlage und Autoren leben zu einem beträchtlichen Teil von Tatsachenberichte aus den Krisenregionen unseres Erdballs. Aber, sind all diese abenteuerlichen Berichte wirklich wahr? Darf man den biografischen Texten von reuigen IS-Kämpfern wirklich trauen? Erzählen die Berichte über Reisen durch die mörderischen Stammesgebiete Afghanistans tatsächlich selbst Erlebtes? Haben die zwischen zwei Buchdeckel gepressten Exekutionen in den Krisenregionen Afrikas wirklich stattgefunden?
Die Liste der „Verfehlungen“ ist lang und reicht von der gefälschten Autobiografie der Kölner Reisejournalistin und Buchautorin Ulla Ackermann („Mitten in Afrika – Zuhause zwischen Paradies und Hölle“ (2003 Hoffmann und Campe Hamburg) mit der sie es wochenlang auf die Spiegelbestsellerliste schaffte, Weiterlesen

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Kunst in Kernichau

zu gut fürs Depot

Kunst in Kernichau - Das Logo
»Zwischen Skylla und Charybdis«

Kunst in Kernichau – zu gut fürs Depot. Kurzhöspielreihe von und mit Judith Burger und Stefan Kanis. Ton: Holger Kliemchen. (Ursendung: 2.-6. Oktober 2017, MDR KULTUR)

In Mitteldeutschland liegt die mittelgroße Stadt Kernichau, die Saale fließt mitten hindurch. Hier befindet sich auch das kleine Kunstmuseum, in dem Museumsdirektor Ricardo Knallzig gemeinsam mit seiner Assistentin Astrid unermüdlich wirkt und wirbt – für die große Kunst. Hier werden Sonderausstellungen kuratiert, Leihgaben präsentiert und – es ist kaum zu verbergen: Herr Knallzig hat ein Faible für die moderne Kunst. Nichts ist zu groß für das traditionsreiche Haus, meint Direktor Knallzig. Da wird Astrid zur Stimme der Vernunft: Nicht alles was geht, geht auch in Kernichau. Weiterlesen

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Medienpreis der Evangelischen Kirche 2017 !

„Die meisten Afrikaner…“ erhält Robert Geisendörfer Preis 2017

Robert Geisendörfer Preis

Das Hörspiel „Die meisten Afrikaner können nicht schwimmen“ erhält den diesjährigen Robert Geisendörfer Preis. Ausgezeichnet werden Holger Böhme (Autor), Eva Löbau und Devid Striesow (Darsteller) sowie Stefan Kanis (Regie).

Die Jurybegründung:
Ein junges Paar hat bei einer Yachttour afrikanische Flüchtlinge in Seenot aufgenommen. Es geht um das schlechte Gewissen derjenigen, die in den Geretteten plötzlich Verbrecher zu erkennen glauben. Dicht und zugleich leicht inszeniert, sorgt das Hörspiel in jeder Sekunde für Spannung, auch dank des virtuosen und realistischen Spiels seiner Darsteller.

»Die meisten Afrikaner können nicht schwimmen

Download und Streaming

(Das ganze Stück)

Ausgezeichnet wurden je zwei Radio- und TV-Produktionen sowie zwei Kinderfernsehstücke. Es wurde ein Sonderpreis vergeben. Der zweite Radio-Preis ging an das BR-Feature „Schöner neuer Wahn. Eine Verschwörungstheorie Marke Eigenbau“.

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Die Wahl haben

Wie politisch ist die Jugend

Ausschnitt aus »Die Wahl haben.«

Greizer Jugendliche kommen zur Wort. (Stadtpanorama Greiz / Rechte: André Karwath, CC BY-SA 2.5, Wikipedia)Die Wahl haben. Wie politisch ist die Jugend. Feature von Maximilian Klein. Sprecher: Nico Holonics. Redaktion. Kathrin Aehnlich. Ton: Holger König. Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR KULTUR 09.09.2017 | 29’01)

Etwa drei Millionen Jugendliche dürfen im September zum ersten Mal wählen. Das sind fast fünf Prozent der Wahlberechtigten – ein großes Potential. Was bewegt diese Generation? Was soll sich ändern? Am „Ulf Merbold Gymnasium“ im thüringischen Greiz diskutiert eine Klasse der Abiturstufe über ihr „erstes Mal“. Interessiert sie die Politik überhaupt? Oder sind Berlin und Brüssel zu weit weg?

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CIVIS – Preis für die „Kastanien“

Wiederum Freude

„Sehr nachdenklich, sehr komisch, sehr politisch – ein brillantes Hörspiel“, so die Jury des Europäischen CIVIS Radiopreises 2017

Civis Preis Hörer

 

Ingo Zamperoni, Marina Frenk und Stefan Kanis bei der CIVIS-Preisverleihung

»Jenseits der Kastanien (Ausschnitt)«

Text, Musik, Spiel: Marina Frenk
Bearbeitung, Schnitt, Regie: Stefan Kanis

Die Gewinner

Das Stück bei MDR KULTUR

Die Begründung der Jury:
»Eine starke beeindruckende Stimme, ein musikalischer Genius. Die Autorin erzählt von ihrer eigenen Integration, aus verschiedenen und überraschenden Perspektiven. Mal wütend gegen Vorurteile und rassistisches Schubladendenken, dann wieder zärtlich in der Erinnerung, mit Leidenschaft und entwaffnendem Humor. Das Hörspiel erzählt in präzisen Bildern vom Daheimsein im Unbekannten. Es geht um Migration, Heimat, Herkunft. Es geht um Begegnungen und gegen Vereinnahmung und Ausgrenzung. Sehr nachdenklich, sehr komisch, sehr politisch – einfach brillant. Ein Meisterwerk.«

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Lutherland

Gnade, wem Gnade gebührt

Ensemble LUTHERLAND (Foto: MDR/Olaf Parusel, Thekla Harre)»Lutherland« Folge 3

»Lutherland« Folge 3

Lutherland. Hörspielserie in 10 Folgen von Lorenz Hoffmann.
Mit: Stephan Grossmann, Hedi Kriegeskotte, Bernhard Schütz, Walter Renneisen, Carina Wiese, Charlotte Müller, u.v.a.
Dramaturgie: Thomas Fritz. Musik: Michael Hinze. Schnitt: Christian Grund. Ton: Holger Kliemchen.
Regie: Stefan Kanis (Erstsendung: MDR FIGARO, 15.-26.05.2017)

 

„Der biografische Transfer des Reformators zu seiner gegenwärtigen Inkarnation und die damit verbundenen Umdeutungen sind gewitzt, spielerisch und intelligent erdacht und inszeniert.“
(Aus der Jurybegründung zum „Hörspiel des Monats“, Mai 2017)

 

Die Reihe bei MDR KULTUR

„Incarnated Message Concept“ heißt das Zauberwort, mit dem die Agentur „Meschwitz & Friends“ der Evangelischen Kirche Deutschlands die erhoffte Medien-Präsenz sichern will. Im Jubeljahr 2017 soll die Luther-Beauftragte der EKD bei ihren zahlreichen öffentlichen Auftritten den wuchtigen Reformator nicht bloß zitieren, sondern sich de facto an seiner Seite zeigen: „Das Wort wird Fleisch!“ Winfried Schaller, noch vor kurzem ein populärer Volksschauspieler, soll ihn verkörpern – da passt nicht nur Maske und Habitus, da fehlt es auch nicht an Querköpfigkeit, nicht einmal an Cholerik. Der allerdings hat sich sein Comeback keinesfalls als Talkshow-Maskottchen von Margot Käßmann vorgestellt. Je mehr er freilich die Luther-Schriften durchforstet, desto mehr kann er dem kirchen- und gesellschaftskritischen Donnerer abgewinnen. Bald macht es ihm Spaß, als Geist von Luthers Gnaden in die Gegenwart zu fahren und sie – wie seine Auftrittskonzepte – gehörig durcheinander zu wirbeln. Als Blogger DER LUTHER schart er Follower um sich, die „Kirchenland in Bauernhand“-Aktivisten finden in ihm einen prominenten Fürsprecher. Und bald fürchtet die EKD nichts so sehr, wie seinen Auftritt beim Festgottesdienst auf den Wittenberger Elbwiesen – völlig zu Recht, wie sich zeigt.

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„Jenseits der Kastanien“ zum CIVIS Medienpreis nominiert

Europäischer CIVIS Medienpreis – 27 Programme aus 783 Einreichungen in der Endrunde

Logo_CIVIS_MedienstiftungDas Mixed-Genre-Stück „Jenseits der Kastanien“ (Text und Performance: Marina Frenk / Bearbeitung und Regie: Stefan Kanis) ist in der Kategorie „Radiopreis – Lange Programme“ gemeinsam mit drei weiteren Produktionen nominiert.

Die Nominierten

Das Stück bei MDR KULTUR

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Wie ein Altenburger Fußballspiel zu Honeckers Chefsache wurde

Der Fußball ist rund wie die Welt

Ausschnitt aus »Wie ein Altenburger Fußballspiel zu Honeckers Chefsache wurde«

Wie ein Altenburger Fußballspiel
zu Honeckers Chefsache wurde
.
Fussball auf T-ShirtFeature von Naomi Conrad und Michael Hartlep.
Mit: Holger Stockhaus und Martin Seifert. Redaktion: Kathrin Aehnlich. Schnitt: Hans-Peter Ruhnert. Ton: Holger König.
Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR FIGARO 01.04.2017 | 29’29)

Rudi Spindler ist ein Fußballfan, ein Fanatiker, wie er selbst zugibt. In seinem Keller stapeln sich vergilbte Hefte mit den handgeschriebenen Berichten aller Spiele, die er gesehen hat. Selbst gespielt hat er in den 1970er Jahren bei der „Betriebssportgemeinschaft (BSG) Wismut Altenburg“ und nie hätte er geglaubt, dass ihn seine Fußballbegeisterung in das Visier der Staatssicherheit bringen könnte.
Am Rande eines Europacupspiels in Prag trifft er 1981 auf Theo Finzel aus Frankfurt am Main. Am Biertisch beschließen die beiden Fußballfans ein deutsch-deutsches Freundschaftsspiel: „Gulf Atletico 71 Frankfurt“ gegen die „Alten Herren der BSG Wismut“. Aus sportlicher Sicht ist das Spiel auf dem Altenburger Postsportplatz eine Nebensache, politisch gesehen jedoch nicht, denn viele der Altenburger Spieler arbeiten im Bergbauunternehmen „Wismut“, das Uran für die sowjetische Autoindustrie fördert. Grund genug für die Genossen der Staatssicherheit den Vorfall nach Berlin zu melden.

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Fallensteller

Erzählungen von Saša Stanišić

Ausschnitt aus »Fallensteller« mit Sandra Hüller

Ausschnitt aus »Fallensteller« mit Ulrike Krumbiegel

Es lesen Sandra Hüller und Ulrike Krumbiegel.Saša_Stanišić (By Lesekreis (Own work) [CC0], via Wikimedia Commons)
Regie: Stefan Kanis (Erstsendung: MDR KULTUR ab 15. März 2017)

Saša Stanišić zeigt sich in seinen 2016 erschienenen Erzählungen als Provokateur des Möglichkeitssinns. Es ist nicht ausgemacht, dass eine stille Leidenschaft, eine hartnäckige Phobie oder auch der schiere Übermut nicht nur zum Wohle seiner Figuren, sondern auch zum Nutzen der Leser*innen wirken. Da wäre zum Beispiel der Hobbymagier, der Jahrzehnte auf seinen Auftritt wartet. Ein halbes Leben hat er als Angestellter im Sägewerk seines Bruders gearbeitet und nie Großes erreichen wollen. Und nun scheint auch dieser Auftritt danebenzugehen, das Publikum des Dorffestes hebt kaum den Kopf, da er sein Programm annonciert. Aber der alte Mann wird überrascht werden; unerwartet wächst ihm Unterstützung zu und trägt ihn hinaus über das, was ihm stets gültig schien, aber das er, wie ihm nun klar wird, doch nie akzeptiert hatte. Weiterlesen
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Lückenlose Illusion

VR als simulierte Teilhabe

Lebt die Kunst nicht von der Vorstellung, dass es etwas anderes gibt? Das Andere, das Abwesende. Was täglich ohne weiteres geschieht, nennen wir Realität. Ob sie gut ist oder schlecht; sie hat die Qualität des Anwesenden. Seit der Mensch jedoch über Spuren von Freizeit verfügt, über Energie, die über Reproduktion hinausgeht, beschäftigt ihn das Abwesende. Dieses Abwesende wünscht sich nicht nur Alternativen zum dreidimensionalen Hier und Jetzt, sondern es ist auch u-topisch im Ort seiner ‚Realisierung‘. Das Abwesende lebt in der Imagination, es trägt fabulierenden Charakter. Die Literatur zum Beispiel, auch wo sie ihre Schauplätze satt mit Realien tränkt, ist dem Kanon der Imagination verpflichtet. Kunst – und das ist hier der Punkt – geht nicht über unsere Erfahrung hinweg, sie sucht das Abwesende, muss dazu aber im Eigenen beginnen. Jede Zeile Belletristik, jede Note, jedes Bild tritt als Frage in unser Bewusstsein. Nur in unserer Antwort entsteht das Andere. Weiterlesen

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Jenseits der Kastanien

Daheimsein im Fremden / im Spiegel von Paul Celan

»Jenseits der Kastanien (Ausschnitt)«

Jenseits der KastanienJenseits der Kastanien von Marina Frenk.
Mit: Dimitrij Schaad und Marina Frenk. Vertonungen: Marina Frenk.
Dramaturgie: Thomas Fritz. Ton: Holger König, André Lüer und Holger Kliemchen
Hörspielbearbeitung und Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR KULTUR 27.11.2016 | 55’44)

 
»…Marina Frenk erzählt ihre eigene Geschichte in einer Form, wie es die „Experten des Alltags“ in den Stücken des Ensembles ‘Rimini Protokoll’ tun – als Darstellerin ihrer selbst. Diese Differenz muss immer mitgedacht werden und sie realisiert sich in ihrem Hörspiel „Jenseits der Kastanien“ (Bearbeitung und Regie: Stefan Kanis) in gleich mehreren Differenzen. Denen zwischen dem Geschriebenen, dem Gesagten, dem Gesprochen und dem Gesungenen. (…) Marina Frenks Reflexionen über die Migration sind von großer Leichtigkeit und Selbstironie getragen und von mindestens einer so großen Vitalität wie ihre Performance in dem Hörspiel „Und jetzt: Die Welt“, für das sie in diesem Jahr zusammen mit der Autorin Sibylle Berg mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet wurde…«
(Jochen Meißner, Medienkorrespondenz 25/2016)

»…Mit einem Anflug von Improvisation, zugleich aber durchdacht erzählt die junge Schauspielerin,  die 1993 siebenjährig von Moldawien nach Deutschland kam, hier aus ihrer Biografie. Dabei geht es nicht um ihren Bildungsweg, Karrierereport oder Beziehungsgeschichten. Zentral vergegenwärtig sie Schlüsselszenen der Kindheit. Der Regisseur Stefan Kanis dosiert und arrangiert den Lebensstoff der Immigrantin in spannungsreicher Montage, die um Verluste und Glückschancen kreist. (…) Eine zeitlang wartet man im Hörstück darauf, dass sie endlich einmal erzählt, wie sie Künstlerin wurde. Sie tut dies aber nicht. Doch im Rückblick auf das ganze Stück begreift man: Ihr Talent spricht für sich.«
(Eva-Maria Lenz, epd-medien 50/2016)

»Eine starke beeindruckende Stimme, ein musikalischer Genius. Die Autorin erzählt von ihrer eigenen Integration, aus verschiedenen und überraschenden Perspektiven. Mal wütend gegen Vorurteile und rassistisches Schubladendenken, dann wieder zärtlich in der Erinnerung, mit Leidenschaft und entwaffnendem Humor. Das Hörspiel erzählt in präzisen Bildern vom Daheimsein im Unbekannten. Es geht um Migration, Heimat, Herkunft. Es geht um Begegnungen und gegen Vereinnahmung und Ausgrenzung. Sehr nachdenklich, sehr komisch, sehr politisch – einfach brillant. Ein Meisterwerk.«
(Aus der Jury-Begründung zum CIVIS – Europäischer Medienpreis 2017)

 

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Schicksal – Ü40?

Endzeit fürs Tanzen

»Schicksal – Ü40? (Ausschnitt)«

Schicksal – Ü40? Feature von Judith Burger.Das Eingangsschild des legendären Leipziger Clubs »Ilses Erika«
Sprecherin: Anja Schneider.
Redaktion: Kathrin Aehnlich: Schnitt: Christian Grund. Ton: Holger König.
Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR KULTUR 17.09.2016 | 29’04)

Download und Streaming

(Das ganze Stück)

Tanzen gehen, durch die Clubs ziehen gilt oft als Privileg jüngerer Leute. Was aber, wenn man mit Anfang 40 merkt, dass die Kinder keine Abendbetreuung mehr brauchen und alles von vorn beginnen könnte? Doch da ist das deutliche Gefühl, dass man nicht mehr dazugehört. Man ist zu alt, um sich bei den ganz jungen wohlzufühlen, aber zu jung, um sich zu den Alten zu rechnen. Plötzlich wird man in der Disco gesiezt, und es wird einem bewusst, dass die eigene Jugend vorüber ist. Auf Nimmerwiedersehen.
Damit will sich die Autorin Judith Burger nicht abfinden. Sie wandelt auf den nächtlichen Pfaden ihrer Jugend, trifft einen fast 50 jährigen DJ und andere älter werdende „Vögel der Nacht“.

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„Und jetzt: die Welt!“ beim Prix Europa

ARD nominiert Hörspiel von Berg/Frenk/Kanis zum Prix Europa 2016 in der Kategorie radio-Fiction

Nominierung zum Prix Europa 2016

Zum Hörspiel ->

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Die meisten Afrikaner können nicht schwimmen

Auf Ehre und Gewissen (in gewissen Grenzen)

 

Hörspiel von Holger Böhme. Mit Eva Löbau und Devid Striesow.
Dramaturgie: Thomas Fritz. Schnitt: Christian Grund. Ton: André Lüer.
Regie: Stefan Kanis. (Ursendung: 21.08.2016 | MDR KULTUR)

Download und Streaming

(Das ganze Stück)

„Autor Holger Böhme ist ein Jongleur mit Sätzen, mit herrlich kurzen Sätzen, mit fast inhaltsleeren Sätzen, mit halben Sätzen, mit Abschweifungen. (…) Solche Dialoge hat man lange nicht gehört, so scheinbar harmlos und doch so fein perfide und entlarvend. (…) Inszeniert hat Stefan Kanis. Dicht, leicht, spannend in jeder Sekunde. Mit Eva Löbau (Sonja) und Devid Striesow (Oliver). Besser kann man nicht besetzen. Die beiden jonglieren lustvoll mit dem Text, temporeich, virtuos. Sie kosten jede Nuance aus, das leichte Geplapper, das etwas Angenervte, das unterschwellig Vorhandene, kaum Pausen, sie nehmen den Ton ab vom Partner oder gehen dagegen an, es ist wie eine Komposition, ein müheloses Eingehen auf den Text.“ (Renate Stinn in epd-medien 26.08.2016)

Seit Oliver in die Sendung geriet, in der Menschen in Gewissensnot im Radio ihr Schicksal berichten und sich dem Urteil der Hörer stellen können, glaubt er, dass das die Lösung für sie ist – für Sonja und ihn. Reden sie doch seit Monaten darüber, was sie bei ihrem Segeltörn im Mittelmeer erleben mussten, nachdem sie drei sich an Schlauchbootreste klammernde afrikanische Schiffbrüchige aus dem Wasser fischten. Doch bald kamen Zweifel auf: handelte es sich überhaupt um Flüchtlinge? Waren es nicht womöglich skrupellosen Schlepper, die das mit Flüchtlingen vollgestopfte Boot im Stich gelassen hatten? Hatten sie also drei gefährliche Kriminelle an Bord, denen sie, wenn ihnen ihr Leben lieb war, zuvorkommen mussten? Oliver und Sonja sind entschlossen, ihren Hörern ein wahrheitsgetreues Bild der dramatischen Ereignisse zu vermitteln – jeder auf seine Art.

 

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Ernstfall Satire

Satiremagazine im Crash-Test: „Pardon“, „Titanic“, „Eulenspiegel“

»Ernstfall Satire (Ausschnitt)«

Ernstfall Satire. Feature von Rainer Link.cover-pardon
Sprecherin: Chris Pichler. Redaktion: Kathrin Aehnlich: Hans-Peter Ruhnert. Ton: André Lüer.
Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR KULTUR 29.06.2016 | 59’31)

Download und Streaming

(Das ganze Stück)

Bemerkenswert, dass die eher als humorlos und obrigkeitshörig geltenden Deutschen nach 1945 gleich drei Satire-Blätter ins Leben riefen, die bis in die Gegenwart wirken. Begonnen hat es im Osten Deutschlands im Jahr 1954 mit der ersten Ausgabe des „Eulenspiegels“. Nach dem niedergeschlagenen Aufstand vom 17. Juni 1953 sollte sich die „Eule“ am Paradoxon kritischer Satire im Sozialismus versuchen. Sechs Jahre später wurde mit „Pardon“ die Urmutter der westdeutschen Humorgazetten gegründet. Und nach deren Pleite stach die „Titanic“ in die schwierige See der Humor-Presse. In beiden Teilen Deutschlands galt: Wo Komik gelingt, ist die strafende Hand der Obrigkeit nicht weit. Und wo sie nicht gelingt, erst recht. Weiterlesen

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Kriegsblindenpreis 2016 für „Und jetzt: die Welt!“

Freude Zwei!

Zweite Reihe: Moderatorin Ute Soldierer, Regisseur Leonhard Koppelmann («Die lächerliche Finsternis»), Jury-Vorsitzende und Autorin Anna Dünnebier, Regisseur Stefan Kanis («Und jetzt: Die Welt»), Autor Wolfram Lotz (nominiert für «Die lächerliche Finsternis»), Preisträgerin Sibylle Berg («Und jetzt: Die Welt!»), Valerie Weber (Hörfunkdirektorin WDR), Hans-Dieter Hain (Stellvertretender Bundesvorsitzender Bund der Kriegsblinden Deutschlands e.V.), Petra Müller (Geschäftsführerin Film- und Medienstiftung NRW), Jaqueline Hain. Erste Reihe: Hörspielautor und Journalist Andreas Ammer (nominiert für «The King is Gone») © Anna Kaduk / Film- und Medienstiftung NRW

Sibylle Berg und Marina Frenk erhalten als Autorin/Performerin von „Und jetzt: die Welt!“ gemeinsam den Hörspielpreis der Kriegsblinden 2016.

Der ‚Kriegsblindenpreis‚ gilt als wichtigste Auszeichnung des deutschsprachigen Hörspiels. Die Jury schreibt in ihrer Begründung:

»Das Hörspiel Und jetzt: Die Welt! von Sibylle Berg ist ein wildes, furioses, atemloses Stück, voll ätzender Komik und tiefer Verzweiflung, zum Lachen, wenn man denn nicht heulen muss (…) Der Text war ursprünglich ein Theaterstück, ohne festgelegte Rollen oder Dialoge. Die Jury hebt besonders hervor, wie es Regisseur Stefan Kanis und Sprecherin Marina Frenk gelungen ist, diese Vorlage für das Radio umzusetzen. Frenk verleiht mit ihrer unglaublich vielseitigen Stimme vier unterschiedlichen Frauen Präsenz, auch einem keuchenden alten Mann; sie lamentiert, spottet, trotzt, lästert, haspelt, kreischt und seufzt, sie tönt wie eine rostige Trompete. (…) Sie singt eigene Lieder und macht aus Klassikern durch ihr Arrangement und ihre Interpretation etwas Neues. Die Jury sieht in ihr die Miturheberin des Hörspiels.«

Eine Inszenierung von Stefan Kanis erhält zum zweiten Mal diese Auszeichnung. 2010 vergab die Jury den Preis an «Die Sicherheit einer geschlossenen Fahrgastzelle».

Ausschnitt aus »Und jetzt: die Welt!« -> Ausschnitt aus «Und jetzt: Die Welt!»

Podiumsgespräch -> Podiumsgespräch zu «Und jetzt: Die Welt!» bei den ARD-Hörspieltagen 2015 in Karlsruhe

Nominiert waren auch:
„The King is Gone – Des Bayernkönigs Revolutionstage“ von Andreas Ammer, Micha Acher und Markus Acher (BR)
sowie „Die lächerliche Finsternis“ von Wolfram Lotz (Regie: Leonhard Koppelmann; SWR)

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Die Putzfrauen

Von Volker Braun. Ein Satyr/Hör/Spiel

Ausschnitt aus »Die Putzfrauen«

Mit: Thomas Thieme, Hedi Kriegeskotte, Bernhard Schütz, Marina Frenk und Volker Braun. Dramaturgie: Thomas Fritz. Schnitt: Christian Grund. Ton: Holger König.
Hörspieleinrichtung und Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR FIGARO, 10.04.2016 | 45’17)

Im September 2013 wurden sie auf einen Schlag entlassen: Über 400 Putzfrauen des griechischen Finanzministeriums, Bauernopfer der von den europäischen Gläubigerstaaten mit Nachdruck geforderten staatlichen Einsparungen.
Doch die Frauen wehrten sich. Öffentlichkeitswirksam demonstrierten sie mit Besen, Schrubber und roten Gummihandschuhen vor dem Finanzministerium, zumal wenn Vertreter der „Troika“ aus EU, Internationalem Währungsfond und Europäischer Zentralbank zu Verhandlungen erschienen. Weiterlesen

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Das Kind ins Leben heben

Hebammen, ein glückliches Risiko

Ausschnitt aus »Das Kind ins Leben heben«

Das Kind ins Leben heben – Hebammen heute. Feature von Julia Schäfer.
Mit: Anja Schneider. Redaktion: Tobias Barth. Schnitt: Hans-Peter Ruhnert. Ton: Holger König.
Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR FIGARO 12.03.2016 | 29’28)

„Schwangerschaft und Geburt sind natürliche Vorgänge und stellen keine Krankheit dar“, heißt es im Mutterpass. Doch bei vielen Frauen überwiegen Angst und Unsicherheit. Sie vertrauen eher Medizin und Technik als ihrem eigenen Körper und wählen die Klinik als vermeintlich sichersten Geburtsort. So kommen in Deutschland nur noch rund zwei Prozent der Kinder zuhause oder im Geburtshaus zur Welt. Statt CTG, Betäubung oder Kaiserschnitt, gibt es hier eine Eins-zu-Eins Betreuung durch eine Hebamme. Doch wegen immenser Haftpflichtprämien geben immer mehr freiberufliche Geburtshelferinnen auf. Die Geburt ist längst ein Politikum; das Selbstbestimmungsrecht der Frau steht auf dem Spiel.

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Die erste Gestalt der Hoffnung ist die Furcht – Heiner Müller

zum 20. Todestag / 87. Geburtstag des Dramatikers

»Die erste Gestalt der Hoffnung ist die Furcht – Heiner Müller«

Müller-Perücke (Foto: Jochen K. Schütze)

Die erste Gestalt der Hoffnung ist die Furcht – Heiner Müller. Essay von Stefan Kanis.
Sprecher: Franka Anne Kahl und Torben Kessler. Im Originalton: Heiner Müller, Alexander Kluge, Kristin Schulz und Frank Hörnigk. Redaktion: Katrin Wenzel. Schnitt: Christian Grund. Ton: Holger Kliemchen.
Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR FIGARO 09.01.2016 | 24’30)

Sphinx der deutschen Geschichte, lustvoller Apokalyptiker, wichtigster deutscher Dramatiker nach Brechts Tod. Mann des Aphorismus, Witzeerzähler, mitleidloser Dialektiker. Der aus dem sächsischen Eppendorf stammende Heiner Müller war vieles in einem. 20 Jahre nach seinem Tod, 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung wird Heiner Müller wieder gehört. Er hätte über solch kurzatmigen Takt gelächelt, denn Müllers Interesse hing an Epochen, eine Generation ist da die kleinste Einheit. Gern zitierte er Ernst Bloch: die moralische Überlegenheit des Kommunismus liege darin, dass er für den Einzelnen keine Antwort habe. Solche Äußerungen verhalfen ihm zum Ruf, ein Sarkast zu sein, wenn nicht gar ein Zyniker. Weiterlesen

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Zuckerbaum und Schlittschuhlauf

Goethe etabliert in Weimar neue Weihnachtsbräuche

Ausschnitt aus »Zuckerbaum und Schlittschuhlauf«

Wintervergnügen (Carl Hilgers; Quelle: Wikipedia)Zuckerbaum und Schlittschuhlauf. Essay von Otto Werner Förster.
Mit: Thomas Stecher und Detlef Heinze. Redaktion: Katrin Wenzel. Schnitt: Christian Grund. Ton: Holger Kliemchen.
Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR FIGARO 24.12.2015 | 28′)

Baron von Wedel, der Weimarische Oberforstmeister, bemerkt in der Weihnachtszeit, dass in den Wäldern immer mehr Nadelbäume geschlagen werden. 1775 belegt er diesen „Baumfrevel“ mit einer Geldstrafe. Doch eines Tages wird ein junger Mann ertappt – er nennt sich Johann Wolfgang Goethe. Er wolle einen „Zuckerbaum“ für den Weimarer Hof, lautet seine Begründung … Ob das wahr ist, lässt sich nicht mehr überprüfen. Belegt ist jedoch, dass sich der Dichter in Weimar erheblich für das Vergnügen des Schlittschuhlaufens eingesetzt hat, eine Lustbarkeit, der er schon in Frankfurt frönte.

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Herzstück/Schmerzstück

zum nahenden 20.Todestag des Meisters

Herzstück

Livehörspiel mit Waldbauer/Kanis/Moratz.

Arbeitsplatz des Theaters der GrausamkeitDer Arbeitsplatz des Theaters der Grausamkeit mit Klingelstock, Holztür, Eierpappe, Gummischlauch, Metallbechern, Briefkasten und Laubsäge.

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Blumen für „Und jetzt: die Welt!“

Freude EINS!

Podium der ARD-Hörspieltage 2015 mit (v.l.n.r.) Jochen Biesler (Moderator), Stefan Kanis (Regie), Marina Frenk (Schauspielerin), Thomas Fritz (Dramaturgie) (Foto: ARD/Peter A.Schmidt)

Podiumsgespräch -> Podiumsgespräch zu «Und jetzt: Die Welt!» bei den ARD-Hörspieltagen 2015 in Karlsruhe

Die Jury des Deutschen Hörspielpreises der ARD 2015 gewährt der Produktion eine besondere Erwähnung: „In Sibylle Bergs Hörspiel „Und jetzt: Die Welt!“, eine Produktion des MDR, ist es die höchst virtuose und ungemein reale Sprechkunst von Marina Frenk, die diesen Monolog zu einem packenden Lebensporträt macht.“

Außerdem dürfen wir uns beim diesjährigen ARD Online Award über den berühmten undankbaren 2. Platz freuen. Machen wir auch! Gewonnen hat die auch sehr schöne Arbeit von Ammer, Acher/Acher: „The King is gone“.

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Die Glücklichen

Roman von Kristine Bilkau

Ausschnitt aus »Die Glücklichen«

Sandra HüllerEs liest Sandra Hüller. Regie: Stefan Kanis (Erstsendung: MDR FIGARO ab 02. November 2015)

Mit ihrem im Frühjahr dieses Jahres erschienenen Debütroman „Die Glücklichen“ hat Kristine Bilkau ein beeindruckendes Generationsporträt geschrieben. Darin erzählt sie vom leisen sozialen Abstieg einer jungen Mittelstandsfamilie. Was passiert wenn die hohen Ansprüche an der Realität scheitern?

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Auf jeden Künstler kommt ein Flüchtender

Anmerkung

Die interventionistische Flanke der Kunstschaffenden weiß gar nicht, wie sie das alles verarbeiten soll. Diese ganze Jetztzeit. Die absolute Gegenwart. Die vielen Flüchtenden. So schnell können Konzepte gar nicht mehr geschrieben, Projekte beantragt und Teams zusammengestellt werden. Dabei sollte Kunst doch aus Verzweiflung über das eigene Leben entstehen und nicht aus Verzweiflung über das Leben anderer. Psychologen würden wohl von einer Projektion sprechen: Die Künstler sind ja verzweifelt, sie suchen nur dringend einen Gegenstand, der alle ergreift, sie selbst eingeschlossen. Also flieht die Kunst in die Mitte, wo alle sind und alles ist: Die Medien, die Feuilletons, die großen Gefühle, der Diskurs. Diese Mitte hat die Halbwertzeit einer Presseschau. Kunst aber braucht Abstand, ein Mindestmaß an gesellschaftlichem Stillstand, aus dem heraus sie, gegen den sie opponieren kann. Natürlich ist dieser Stillstand größer denn je, aber er erscheint als Fülle, er trägt die bunten Kleider von Posts&Comments, er ist der rasende Wechsel.
Eine Gesellschaft ohne Stillstand ist eine Gesellschaft ohne Kunst. Kunst muss sich heute zuerst ihre eigene Arbeitsgrundlage schaffen: Stillstand und Distanz. Und sie sollte die Kraft haben, nicht alles, was geschieht, als ihr Material anzusehen. Zum Beispiel die Flüchtenden.
Hut ab vor denen, die helfen: Deren Hinwendung zu den Flüchtenden offenbart neben guter Kinderstube die uneingestandene Sehnsucht nach einer anderen Gesellschaft, in der eine radikalere Teilhabe praktiziert wird, als die der Kleiderspende. Das ist der politische Kern der ‚Willkommenskultur‘. Es gibt wohl tatsächlich einen verdeckten Impuls im Helfen, der ausagiert, was dem täglichen Einsatz des beruflichen Ellenbogens komplett widerspricht: Dass eine andere Welt möglich wäre. Daraus muss man bitte nicht gleich wieder ein Theaterstück machen.

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Und jetzt: die Welt!

von Sibylle Berg

Ausschnitt aus »Und jetzt: die Welt!«

Ausschnitt aus »Und jetzt: die Welt!«

Marina Frenk singt ihre Eigenkomposition »Gehen« für »Und jetzt: die Welt!«

Marina Frenk (Foto: MDR/Stephan Flad)

Mit Marina Frenk Dramaturgie Thomas Fritz Schnitt Christian Grund Ton André Lüer
Hörspieleinrichtung und Regie Stefan Kanis (Erstsendung: MDR FIGARO, 14.09.2015 | 54’17)

Presse

»… In Stefan Kanis‘ 55-minütiger Hörspielfassung des Theatertextes „Und jetzt: Die Welt!“ ist es die Schauspielerin und Sängerin Marina Frenk, die den vier Figuren ihre Stimme(n) gibt und die mit Songs von Udo Jürgens bis Ton Steine Scherben, von Grauzone bis Chinawomen, von Fanny van Dannen bis Rainald Grebe die Geschichten um vier Frauen illustriert. Durch die sparsam begleitete Solostimme von Marina Frenk erzeugt das Wiedererkennen und Nichtwiedererkennen, das Wiederentdecken und Neuentdecken eine besondere Spannung – eine Suchbewegung, die auch die Figuren des Hörspiels Stücks (Gemma, Minna, Lina und die Erzählerin) in Atem hält…« (Jochen Meißner, Medienkorrespondenz 19/2015)

»“Und jetzt: Die Welt!“ zieht mit Witz eine niederschmetternde Bilanz, wenn es Beziehungsjammer und Berufsmisere vier intelligenter junger Frauen offenlegt. Einerseits häuft die 1962 geborene Autorin dabei Fehlschläge illusionslos und grotesk, andererseits gönnt sie den Gebeutelten mitten im lächerlichen Desaster Momente der Sehnsucht. Dass diese Doppelperspektive greift, verdankt sich auch der Schauspielerin Marina Frenk, durch deren Virtuosität das Hörspiel gewinnt. Als einzige Sprecherin macht sie den Text mitsamt Widersprüchen und Perspektivwechseln lebendig. Unter der Regie von Stefan Kanis treibt sie mit Tempo und Temperament den Erzählfluss voran, dosiert Oberflächenreize und Abgründe, benennt mit geschmeidiger Stimme zart und hart Erfahrungen, lässt Seufzer, Wutschreie, Liebeserklärungen, Klagen und Abrechnungen in suggestive Melodien neu arrangierter übernommener und eigener Songs übergehen« (Eva-Maria Lenz, FAZ, 06.05.2016)

Jury-Nominierung

»Ein wildes, furioses, atemloses Stück, voll ätzender Komik und tiefer Verzweiflung, zum Lachen, wenn man denn nicht heulen muss, grandios dargeboten von Marina Frenk. Sie gibt vier jungen Frauen ihre Stimme, die sich durch die Fallstricke und Forderungen einer absurden Welt durchzubeißen versuchen – selbstbewußt und hoffnungslos, abgeklärt und aufbegehrend. Sind ihre Gewaltexzesse echt oder Phantasie? Ist ihr ironisches Abhaken von schwachsinnigen Rollen-Klischees nicht selbst schon wieder abgeklapperter Mainstream? Die Jury hob besonders hervor, wie es Marina Frenk gelingt, mit ihrer unglaublich vielseitigen Stimme das „Theaterstück des Jahres 2014“ in ein Hörspiel zu verwandeln. Sie verleiht den vier unterschiedlich Frauenrollen Präsenz, sie lamentiert, spottet, trotzt, lästert, haspelt, kreischt und seufzt, sie tönt wie eine rostige Trompete, sie singt eigene Lieder und macht aus Klassikern durch ihr Arrangement und Interpretation etwas Neues. Die Jury sieht in Marina Frenk eine Mit-Urheberin des Hörspiels.« (Aus der Begründung der Jury zur Nominierung zum Hörspielpreis der Kriegblinden 2016)
»In Sibylle Bergs Hörspiel „Und jetzt: Die Welt!“, eine Produktion des MDR, ist es die höchst virtuose und ungemein reale Sprechkunst von Marina Frenk, die diesen Monolog zu einem packenden Lebensporträt macht.« (‚Besondere Erwähnung‘ der Jury des Deutschen Hörspielpreises der ARD 2015) Weiterlesen
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„Industrieruinen“ ausgezeichnet

Das Feature „Industrieruinen – Faszination und Wehmut“ wird mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz 2015 ausgezeichnet!

Die Jury freut sich über einen „mitreißend erzählten, aufregend produzierten Radiobeitrag, der auf exemplarische Weise die Lebendigkeit »toter Denkmale« widerspiegelt. Er veranschaulicht dem Hörer die Relevanz der Fragen, die für uns heute von Industriedenkmalen ausgehen. (…) Judith Burger gelingt es, diesen Orten und Geschichten nachzuspüren und zugleich der Frage nach der Perspektive in Zeiten des Verwertungsdrucks respekt- und liebevoll zu begegnen.“

(Autorin: Judith Burger, Regie: Stefan Kanis, Sprecherin: Anja Schneider)

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Die Nackten unter Wölfen

Die widersprüchliche Geschichte eines Welterfolges

Dreharbeiten "Nackt unter Wölfen" (v.l.n.r.) Frank Beyer, Herbert Köfer, Bruno Apitz,  (Bundesarchiv, Bild 183-A0816-0001-001/Eva Brüggmann/CC-BY-SA 3.0)

Die Nackten unter Wölfen. Feature von Maximilian Klein. Sprecher: Matti Krause und Erwin Schastok. Redaktion: Kathrin Aehnlich.
Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR FIGARO 11.04.2016 | 29’18)

Der Roman „Nackt unter Wölfen“ (Mitteldeutscher Verlag 1958) hat Generationen von Lesern bewegt – nicht nur in der DDR. Das Buch erschien in über dreißig Sprachen in einer Gesamtauflage von zwei Millionen Exemplaren. Erzählt wird die Geschichte eines dreijährigen polnischen Jungen, der von den Häftlingen im Konzentrationslager Buchenwald vor der SS-Lagerführung versteckt und so vor einem sicheren Tod bewahrt werden konnte. Gleichmaßen berühmt geworden ist die Verfilmung des Stoffs durch den Regisseur Frank Beyer aus dem Jahr 1963. Es ist ein Film, der Spuren hinterlassen hat, sowohl bei den Zuschauern, als auch bei den Schauspielern. Ob Herbert Köfer oder Armin Müller-Stahl, die Erinnerungen an die Dreharbeiten sind auch nach einem halben Jahrhundert noch präsent.

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Wie das Theater dem Kapital zuspielt

Der Dramaturg Bernd Stegemann analysiert einen Frontenwechsel. Eine Sendung von Stefan Kanis.

Volksbühne, verkauft

Wie das Theater dem Kapital zuspielt

Mit: Franka Anna Kahl und Michael Pempelforth. Schnitt: Hans-Peter Ruhnert. Ton: André Lüer.
Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR FIGARO, 28.03.2015 | 26’10)

Das neue Jahrtausend steht unterm Flammenschwert der „Authentizität“. Der Homo oeconomicus soll Masken und Vorbehalte ablegen und sich ohne Reserve in den Prozess seiner (Selbst-)Ausbeutung einbringen. Die Trennung zwischen Privatem und Dienstlichem war gestern, jeder performt seine eigene Persönlichkeit gleitend zwischen 0 und 24 Uhr. Nur der Mehrwert der Arbeit fließt nach wie vor in dieselben Kassen. Die Erziehung einer flexiblen, osmotisch-marktkonformen Persönlichkeit darf sich dabei auf einen prominenten Sekundanten verlassen: das zeitgenössische Theater. Der Berliner Dramaturg und Hochschullehrer Bernd Stegemann hat die paradoxen Effekte der Auflösung von Wirklichkeit zu Gunsten des vorgeblich Authentischen untersucht. Wem begegnet der Zuschauer, wenn er heute das Schauspielhaus einer größeren Stadt aufsucht? Sich selbst. Er erlebt sich als intelligenten Decoder von willkürlichen Bühnenereignissen, der im Verlauf der Sinnkonstruktion vor allem seiner eigenen Intelligenz schmeichelt. Oder lapidarer: „Im Theater sitzend erfährt er etwas darüber, wie es ist, im Theater zu sitzen.“

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Die ganze Wahrheit über meinen Vater

Hörspiel von Christoph Buggert

Ausschnitt aus »Die ganze Wahrheit…«

Mit: Burghart Klaußner, Ulrike Krumbiegel, Winfried Glatzeder, Kathrin Angerer, Gustav-Peter Wöhler, Oskar Gabriel, Michael Wittenborn. Dramaturgie: Thomas Fritz. Schnitt: Hans-Peter Ruhnert. Ton: Holger König.
Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR FIGARO, 29.03.2015 | 53’41)

Kriminalhauptkommissar Robert Kirsten hat den Vorruhestand beinahe erreicht, als er einer anonymen Anzeige nachgehen muss. Sie bezichtigt den Pfarrer Alexander Gmelin eines Gewaltverbrechens, zudem scheint der Tatverdächtige untergetaucht zu sein. Mehrfach befragt Kirsten Ehefrau und Sohn des Verschwundenen, Angestellte der Gemeinde sowie einen geistlichen Kollegen aus der Nachbargemeinde. Doch was der KHK erfährt, stellt seinen Wirklichkeitssinn, und nicht nur den, auf die Probe. Kann denn ein Mensch von heute allen Ernstes behaupten, im Pfarrhaus sei ein Engel durch die Decke des Arbeitszimmers gerutscht und habe den vom Zweifel befallenen Seelenhirten zu strikter Glaubenstreue – oder aber zu sofortiger Aufgabe seines heiligen Amtes aufgefordert? Und wieso hält die Frau, die den Engel selbst nie gesehen haben will, das alles für ziemlich normal? Weiterlesen

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Komik ist eine Übertreibung der Wahrheit

Eine Hommage an Stan Laurel

Ausschnitt aus »Komik ist…«

Stan Laurel um 1920 (Quelle: Wikipedia) Feature von Michael Schulte. Mit: Matthias Matschke und Friedhelm Ptok. Redaktion: Katrin Wenzel. Ton: Holger Kliemchen.
Regie: Stefan Kanis (Erstsendung: 22.02.2015 | 23’53)

Er war, zusammen mit seinem Partner Oliver Hardy, einer der populärsten Filmkomiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bei den meisten „Dick und Doof“-Filmen hat er auch als Drehbuchautor und Regisseur mitgewirkt, und er hat die Filmkomödie um manche Facette eigener Erfindung bereichert. Nicht nur in den Filmen, auch in seinem Privatleben ging es oft turbulent zu. Fünf Mal war er verheiratet, Ehen, die ihn derart anstrengten, dass er zeitweilig Alkoholiker wurde. Bis heute sind Stan & Ollie das beste und beliebteste Komiker-Duo der Filmgeschichte.

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