Und jetzt: die Welt!

von Sibylle Berg

Ausschnitt aus »Und jetzt: die Welt!«

Ausschnitt aus »Und jetzt: die Welt!«

Marina Frenk singt ihre Eigenkomposition »Gehen« für »Und jetzt: die Welt!«

Marina Frenk (Foto: MDR/Stephan Flad)

Mit Marina Frenk Dramaturgie Thomas Fritz Schnitt Christian Grund Ton André Lüer
Hörspieleinrichtung und Regie Stefan Kanis (Erstsendung: MDR FIGARO, 14.09.2015 | 54’17)

Presse

»… In Stefan Kanis‘ 55-minütiger Hörspielfassung des Theatertextes „Und jetzt: Die Welt!“ ist es die Schauspielerin und Sängerin Marina Frenk, die den vier Figuren ihre Stimme(n) gibt und die mit Songs von Udo Jürgens bis Ton Steine Scherben, von Grauzone bis Chinawomen, von Fanny van Dannen bis Rainald Grebe die Geschichten um vier Frauen illustriert. Durch die sparsam begleitete Solostimme von Marina Frenk erzeugt das Wiedererkennen und Nichtwiedererkennen, das Wiederentdecken und Neuentdecken eine besondere Spannung – eine Suchbewegung, die auch die Figuren des Hörspiels Stücks (Gemma, Minna, Lina und die Erzählerin) in Atem hält…« (Jochen Meißner, Medienkorrespondenz 19/2015)

»“Und jetzt: Die Welt!“ zieht mit Witz eine niederschmetternde Bilanz, wenn es Beziehungsjammer und Berufsmisere vier intelligenter junger Frauen offenlegt. Einerseits häuft die 1962 geborene Autorin dabei Fehlschläge illusionslos und grotesk, andererseits gönnt sie den Gebeutelten mitten im lächerlichen Desaster Momente der Sehnsucht. Dass diese Doppelperspektive greift, verdankt sich auch der Schauspielerin Marina Frenk, durch deren Virtuosität das Hörspiel gewinnt. Als einzige Sprecherin macht sie den Text mitsamt Widersprüchen und Perspektivwechseln lebendig. Unter der Regie von Stefan Kanis treibt sie mit Tempo und Temperament den Erzählfluss voran, dosiert Oberflächenreize und Abgründe, benennt mit geschmeidiger Stimme zart und hart Erfahrungen, lässt Seufzer, Wutschreie, Liebeserklärungen, Klagen und Abrechnungen in suggestive Melodien neu arrangierter übernommener und eigener Songs übergehen« (Eva-Maria Lenz, FAZ, 06.05.2016)

Jury-Nominierung

»Ein wildes, furioses, atemloses Stück, voll ätzender Komik und tiefer Verzweiflung, zum Lachen, wenn man denn nicht heulen muss, grandios dargeboten von Marina Frenk. Sie gibt vier jungen Frauen ihre Stimme, die sich durch die Fallstricke und Forderungen einer absurden Welt durchzubeißen versuchen – selbstbewußt und hoffnungslos, abgeklärt und aufbegehrend. Sind ihre Gewaltexzesse echt oder Phantasie? Ist ihr ironisches Abhaken von schwachsinnigen Rollen-Klischees nicht selbst schon wieder abgeklapperter Mainstream? Die Jury hob besonders hervor, wie es Marina Frenk gelingt, mit ihrer unglaublich vielseitigen Stimme das „Theaterstück des Jahres 2014“ in ein Hörspiel zu verwandeln. Sie verleiht den vier unterschiedlich Frauenrollen Präsenz, sie lamentiert, spottet, trotzt, lästert, haspelt, kreischt und seufzt, sie tönt wie eine rostige Trompete, sie singt eigene Lieder und macht aus Klassikern durch ihr Arrangement und Interpretation etwas Neues. Die Jury sieht in Marina Frenk eine Mit-Urheberin des Hörspiels.« (Aus der Begründung der Jury zur Nominierung zum Hörspielpreis der Kriegblinden 2016)
»In Sibylle Bergs Hörspiel „Und jetzt: Die Welt!“, eine Produktion des MDR, ist es die höchst virtuose und ungemein reale Sprechkunst von Marina Frenk, die diesen Monolog zu einem packenden Lebensporträt macht.« (‚Besondere Erwähnung‘ der Jury des Deutschen Hörspielpreises der ARD 2015)

Inhalt

Sie sind klug, gut ausgebildet und leben in prekären Verhältnissen, weil auch das x-te Praktikum kein Geld bringt. Sie verkaufen selbstgekochte Drogen im Internet, schreiben Mode-Blogs und steigern den Marktwert ihres Körpers im Fitnessstudio, obwohl sie den Markt verachten. Sie kommunizieren unablässig per Skype, SMS, Chat oder Telefon, und doch bleibt da ein Gefühl von überwältigender Einsamkeit. – Eine junge Frau bilanziert ihr bisheriges Leben: früher Mitglied einer brutalen Mädchengang, heute friedlich Yoga, früher unbeholfenes Knutschen mit Jungs im Zeltlager, heute Gender-Fragen und die Projekte „Sex“ und „Liebe“ mit Männern oder Frauen, früher hochfliegende Ideale, heute Pragmatismus. Sehnsucht ist etwas, das man hauptsächlich aus Filmen kennt, Familie ein Verbund, den man sich selbst zusammenstellt, und immer lauert draußen die Welt, stellt Forderungen und diktiert Bilder, denen man unmöglich genügen kann. – Gnadenlos und mit großer Zärtlichkeit porträtiert Sibylle Berg vier Frauen Anfang Zwanzig, die – schwankend zwischen Aggression und Apathie, Aufbruch und Abgeklärtheit – unsicher sind, wofür sie kämpfen sollen, und bei denen schon das Wort „wir“ für berechtigte Skepsis sorgt. – „Und jetzt: Die Welt“ wurde von der Zeitschrift „Theater heute“ zum deutschsprachigen „Stück des Jahres 2014″ gewählt.Sibylle Berg, 1962 in Weimar geboren, verließ 1984 die DDR und lebt heute in Zürich. Seit ihrem Debüt „Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot“ 1997 hat sie fünfzehn Bücher veröffentlicht, zuletzt „Der Tag, als meine Frau einen Mann fand“. Ihre Theaterstücke („Helges Leben“, „Hund, Frau, Mann“, „Hauptsache Arbeit!“, „Nur Nachts“, „Die Damen warten“, „Angst reist mit“ u.a.) werden an zahlreichen Bühnen im In- und Ausland gespielt.

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