Notiz zu „The Wolf Boys“ – Norton.Commander.Productions
Auch das Grauen realisiert sich in geordneten Verhältnissen. Hinten in der Mitte steht das Blutgerüst, vorn markieren zwei Musiker in schöner Symmetrie das Portal der Schlachtplatzes. Die Performer Wulferts & Wagner gehen als Boten aus dem Reich des Blutrauschs der Zentralperspektive ins Netz. Eben noch arrangieren sie sich zu Gottfried Benns „Schöner Jugend“ – die Geschichte mit dem Mädchen im Schilf und den Ratten im Bauch – auf dem Gerüst, dann heißt es wieder Absteigen und an der Rampe zwischen den Tonabnehmern eine nächste „Aktion“ martialisch zu markieren. Mit Eigenblutdoping und einer sexualisierten Organ-Spenden-Orgel finden sich bildnerisch eindrucksvolle Operationen; das meiste jedoch bleibt an der energetisch-optischen Mittellinie hängen und füllt fast betulich das schwarze Poesiealbum des Abends.
Der (vorgebliche) Schlaf der Vernunft gebiert hier keine Ungeheuer, sondern einen Budenzauber, der tönt und klönt. Die Raffinesse der Details bleibt auf halbem Wege sich selbst überlassen. Harriet und Peter Meinings Inszenierung zitiert die Geste eines Jahrmarktbuffos, der bessere Tage gesehen hat. Und nicht so recht weiß, warum nicht eine Nummer einfach auf die nächste folgen soll.