Der Bau

„Eine Höllenmaschine ist der Bau“

Ausschnitt aus »Der Bau«

Der Bau von Heiner Müller
(nach Motiven des Romans „Spur der Steine“ von Erik Neutsch.)

Heiner Müller (Foto: Matthias Thalheim)

Mit: Valery Tscheplanowa, Jörg Schüttauf, Tilo Werner, Bernhard Schütz, Marina Frenk, Maximilian Brauer, Jürgen Holtz, Mirco Kreibich, Florian Lukas, Martin Reinke, Stephan Grossmann, Michael Wittenborn und Conny Wolter.

Komposition und Arrangements: Michael Hinze. Dramaturgie: Thomas Fritz.  Ton: Holger König und André Lüer. Schnitt: Christian Grund. Hörspielbearbeitung und Regie: Stefan Kanis
(Erstsendung: MDR KULTUR, 8.10.2018)

Als das Deutsche Theater Berlin 1963 Heiner Müller beauftragte, den Roman „Spur der Steine“ von Erik Neutsch zu dramatisieren, erlebte es eine herbe Enttäuschung. Zwar handelte Müllers Stück vom Bau des Wasserwerks auf der mitteldeutschen Großbaustelle Leuna II, stockend durch Materialengpässe und fehlenden Planungsvorlauf, überfordert als Teststrecke für den Einsatz neuartiger Fertigungstechnologien. Und auch die (durch Manfred Krug und die Verfilmung des Romans berühmt gewordene) Zimmermannsbrigade Balla/Barka stand im Zentrum, deren Erfolg auf „Wildwestmethoden“ beruht und die – dank neuem Parteisekretär, altem Bauleiter und Ingenieursabsolventen voller Theorie und Ideale – nun ins Kollektiv eingegliedert werden sollen.
Doch so animiert Müller das Material dieser Gegenwartsgeschichte aufgriff, sein Stück über „Produktivität und die Lust an Produktivität“ geriet zum artifiziellen poetischen Gegenentwurf zum sozialistischen Bestseller – was das Verbot des Stücks bis zur Uraufführung 1980 auf seine Weise bestätigte. „Der ,Bau‘ handelt von der Zerstörung von Landschaft durch Utopie“ – sagt Müller über sein Stück. Ein halbes Jahrhundert später nimmt der Stoff neue Fahrt auf: Eingespannt zwischen den Beschleunigungsstrategien der Akzelerationisten und der haushaltenden Gemütlichkeit derjenigen, für die Arbeitszeit vor allem auch Lebenszeit ist. Oder wie Oberbauleiter Belfert sagt: „Die Zukunft hat einen weiten Schoß, ich kann warten auf die Schrecknisse, die sie für uns bereithält.“

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