Barbiershops: Schnell, exakt, aber wirtschaftlich nicht tragfähig
Ausschnitt aus »Boulevard der Barbiere«
Boulevard der Barbiere. Feature von Judith Burger.
Sprecherin: Anna Keil. Redaktion: Kathrin Aehnlich.
Ton und Schnitt: Holger Kliemchen. Regie: Stefan Kanis
(Ursendung: MDR KULTUR/rbb kultur, 8.9.2018)
Sie heißen „Nimar“, „Yussef“, „Hasan“, „Hozan“, „Saladin“. Ihre Barbierläden liegen nur wenige Meter von einander entfernt in der Leipziger Straße, die vom Hauptbahnhof in Halle an der Saale hin zum Marktplatz führt.
Sie sind, auf der Suche nach einem neuen Leben, aus ihren Ländern geflohen, der Syrer Nimar, der in Damaskus als Grundschullehrer und Barbier gearbeitet hat, der Kurde Hozan, der nicht als Soldat in den Krieg ziehen wollte und die beiden Schwestern Boran und Nermin, die sich, gegen den Willen des Vaters, mit dem Friseursalon ein selbstbestimmtes Leben aufbauen wollen.
Auf den ersten Blick floriert das Gewerbe. Das gute Handwerk und die niedrigen Preise sprechen sich herum. Doch damit beginnt der Ärger. Ein Barbier darf nur den Bart schneiden. „Die Kotelette bildet die Grenze zwischen Barbier und Friseur“, sagt Dirk Neumann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Halle. Oder wie es Nermin, eine Friseurin aus Borans Haarstudio, ausdrückt: „Barbier ist eine reine Gesichtsveranstaltung“. Doch viele der neuen Barbiere bearbeiten mit ihren Schneidemaschinen auch das Kopfhaar. Das fällt in den Friseurbereich und dafür muss man in Deutschland eine dreijährige Friseurausbildung vorweisen. Ein Zwiespalt, denn ein reines Barbiergeschäft wie im arabischen Raum ist hier in Halle betriebswirtschaftlich nicht haltbar.
Trotzdem liegen in diesen kleinen Shops viel Hoffnungen: auf ein besseres Leben und auf ein friedliches Nebeneinander. Das arabische Verständnis von Schönheit und seine Bedeutung tut vielleicht auch der deutschen Kultur etwas gut Und im Fall von Borans Haarstudio steckt sogar eine Emanzipationsgeschichte im Friseurgeschäft.