Demokratie 2.0

Wie die Internetgeneration Politik macht.

Demokratie 2.0

Demokratie 2.0
Feature von Karsten Kretzer. Mit Anna Blomeier und Musik von Bernadette La Hengst. Regie: Stefan Kanis. Redaktion: Tobias Barth. MDR 2010 (29’33 / Ursendung: 06.02.2010)

„Was darf das Internet?“ lautet die große Frage. Glaubt man Webenthusiasten, dann steht momentan nichts Geringeres als ein verbrieftes Bürgerrecht auf dem Spiel: Das Recht auf Informationsfreiheit. Auf Seiten des Staates weckt das Internet Begehrlichkeiten. Im Rahmen der sogenannten Vorratsdatenspeicherung sollen Verbindungsdaten von Millionen Deutschen „vorsichtshalber“ gespeichert werden. Die Polizei will sogar mit eigenen Computerviren die Festplatten von Bürgern ausspähen. Andererseits hat der Versuch der letzten Bundesregierung, bestimmte Webinhalte gänzlich zu sperren, Datenschützer und Internetnutzer Sturm laufen lassen. Ihr Vorwurf: Der Staat will eine Infrastruktur errichten, die den Staatsorganen das Netz und seine Nutzer offen legt – ganz nach Belieben und ohne richterlichen Vorbehalt 145.000 Menschen unterzeichneten eine Bundestagspetition gegen dieses Gesetz. Dieser Erfolg gilt gemeinhin als Zünder für die Politisierung einer jungen, webaffinen Generation. Die unter Dreißigjährigen sind es, die heute politische Entscheider unter Druck setzen – in Weblogs, Twittertweeds oder Internetforen. Ausgerechnet die „Spaßgesellschaft“ von einst, der man politisches Desinteresse und gesellschaftliche Verantwortungslosigkeit nachsagte, ausgerechnet diese Generation kämpft hartnäckig und selbstbewusst um das eigene, digitale Bürgerrecht. Kongresse, Camps, Kundgebungen, Mahnwachen – die Webgesellschaft ist so stürmisch und aktionistisch, wie sonst kaum eine Bevölkerungsgruppe.
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