17.11.2014: »Das Deutschlandgerät« ist ARD-Hörspiel des Monats Oktober
08.11.2014: »Im Inneren des Landes« wird Finalist beim Deutschen Hörspielpreis der ARD 2014
17.11.2014: »Das Deutschlandgerät« ist ARD-Hörspiel des Monats Oktober
08.11.2014: »Im Inneren des Landes« wird Finalist beim Deutschen Hörspielpreis der ARD 2014
Thälmannstraße 89. Eine Acoustic Novel in 15 Folgen von Lorenz Hoffmann.
Mit Bernhard Schütz, Stephan Grossmann, Nina Gummich, Kilian Land, Philipp Noack, Kathleen Gaube, Torsten Ranft, Thomas Dehler, Maria Radomski, Hilmar Eichhorn, Conny Wolter, Klaus-Dieter Bange, Matthias Rohrschneider, und Elisabeth Möckel.
Redaktion: Stefan Nölke. Ton: Holger König. Schnitt: Christian Grund. Regie: Stefan Kanis (Ursendung: 7.9. – 9.10.2014 MDR FIGARO)
Ausschnitt aus »Das Deutschlandgerät«
Mit: Thomas Thieme, Kai Scheve, Bettina Hoppe, Imogen Kogge, Ulrike Krumbiegel, Maria Radomski und Elisabeth Möckel. Dramaturgie: Thomas Fritz. Schnitt: Christian Grund. Ton: Holger König.
Regie: Stefan Kanis (Erstsendung: MDR FIGARO für das ARD-Radiofestival am 07.09.2014 | 75’00)
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Aus der Jurybegründung zum Hörspiel des Monats Oktober 2014:
„… Entgegen dem Metapher-schweren Titel vom „Deutschlandgerät“ (einem hydraulischen Gerät zum Aufrichten von entgleisten Lokomotiven) und einem Programmumfeld zum Mauerfall ist Ingo Schulzes Hörspiels nicht auf eine deutsch-deutsche Literatengeschichte zu reduzieren. Vielmehr ist ein faszinierendes Hörspiel um Anpassung, Einverständnis und Widerspruch entstanden.“
Die „Funkkorrespondenz“ schreibt:
„(…) in der 75-minütigen Inszenierung von Regisseur Stefan Kanis (ist) die Soundspur des Hörspiels kaum zu überschätzen. Denn mit der Klangdimension der Rauminstallation kommunizieren Kompositionen von Jörg Widmann und Songs der Hamburger-Schule-Band Tocotronic, die die Gläser der Vitrinen ebenso zum Erzittern bringen können wie der Sound fahrender Autos aus Muchas Installation. Eine Überblendung des Fernsehtons der Talkshow von Anne Will darüber, ob die DDR ein „Unrechtsstaat“ genannt werden darf, soll oder muss, mit dem Tocotronic-Song „Explosion“ verleiht dem Hörspiel nicht nur einen aktuell-politischen Bezug, sondern reizt in einem grandiosen Crescendo die akustische Dynamik voll aus.“ Jochen Meißner (Funkkorrespondenz 37/12.9.2014)
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In der DDR wusste jeder, wer Claasen war, auch wenn er das eine Buch, das von ihm hatte erscheinen können, nicht kannte. Aber der Mann war ein aufrührerischer Geist und hatte dafür im Gefängnis gesessen! Weiterlesen
»Industrieruinen. Faszination und Wehmut«
Industrieruinen. Feature von Judith Burger.
Mit: Anja Schneider. Redaktion: Kathrin Aehnlich. Schnitt: Hans-Peter Ruhnert. Ton: André Lüer.
Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR FIGARO 09.08.2014 | 28’52)
Vor allem im Osten Deutschlands sind sie zu sehen: Verlassene Industriebauten – die Scheiben zerschlagen, die Wände mit Graffittis besprüht. Bäume wachsen durch die Fensterhöhlen der Bürogebäude, und von den Werkhallen stehen nur noch die Metallskelette. Was einst als große Baukunst galt und für tausende Werktätige „Heimat“ war, ist heute dem Verfall preisgegeben und wird mit Wehmut betrachtet. Für andere sind diese Industrieruinen zu einem Ausflugsort geworden. Das Eindringen in abgesperrte Betriebsanlagen ist eine Bewegung, eine Mischung aus Abenteuer und Wissensdrang. „Urban Exploration“ nennt sich die Erkundung von Teilen einer Stadt, die brach liegen. Weiterlesen
Ausschnitt aus „Die Gräber der großen Russen“
Die Gräber der großen Russen. Feature von Günter Kotte.
Mit: Wolfram Berger, Wolfgang Winkler, Franka Anne Kahl und Sergej Gladkirch. Redaktion: Ulf Köhler. Schnitt: Hans-Peter Ruhnert. Ton: Holger König.
Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR FIGARO 21.04.2014 | 82’51)
Der Friedhof „Nowodewitschje“ war und ist der Ehrenfriedhof im Riesenreich. Er liegt zu Füßen des „Nowodewitschje-Klosters“. 1524 vom Moskauer Großfürsten Wassili dem III. gegründet, gehört es seit 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Von den Klosterterrassen hat man einen wunderbaren Blick über den geschichtsträchtigen Friedhof „Nowodewitschje“, der in seiner Bedeutung dem Friedhof Père-Lachaise in Paris oder dem Highgate Cemetery in London oder dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin in nichts nachsteht. Weiterlesen
Ausschnitt aus „Die vier Himmelsrichtungen“
Die vier Himmelsrichtungen. Hörspiel nach dem Bühnenstück von Roland Schimmelpfennig.
Mit: Ulrich Noethen, Elisabeth Trissenaar, Anja Schneider und Bernhard Schütz. Dramaturgie: Thomas Fritz. Musik: Michael Rappold. Schnitt: Christian Grund. Ton: Holger König.
Hörspieleinrichtung und Regie: Stefan Kanis (Erstsendung: MDR FIGARO 30.03.2014 | 50’38)
10 Kurzgeschichten aus dem Buch von Judith Schalansky. Es lesen Christian Friedel, Alexander Brabandt und Conny Wolter. Regie: Stefan Kanis. (10 Sendungen; 17.02. – 21.02.2014, MDR FIGARO)
Von den Weihnachts- bis zu den Osterinseln, vom Clipperton Atoll bis nach St. Kilda: die Dichterin und Buchgestalterin Judith Schalansky führt in ihrem „Atlas der abgelegenen Inseln“ auf fünfzig Inseln, die zwar real, aber dennoch kaum erreichbar sind. Diesen vom globalen Reisestrom verschonten Eilanden widmet sie Prosa-Miniaturen, in denen es von verschollenen Seeleuten, Meerjungfrauen, merkwürdigen Tieren und Begebenheiten nur so wimmelt. Ihr kunstvoll gestaltetes Buch wurde vielfach mit Preisen ausgezeichnet.
Feature von Otto Werner Förster.
Mit Friedhelm Ptok und Jens Harzer.
Redaktion: Katrin Wenzel. Ton: Holger König. Regie: Stefan Kanis.
MDR 2013 (83′- 5.1-Surroundton | Ursendung: 26.12.2013, MDR FIGARO)
Er ist gelb, rot oder blau – entsprechend den drei Baumaterialien Ziegelstein, Sandstein und Schiefer: der Anker-Baustein. Aus puren Naturingredienzien, aus Sand, Schlämmkreide und Leinöl gepresst und dann gebacken, entstehen Bausteine mit einer glatten Oberfläche.Sie liegen angenehm kühl und schwer in der Hand und sind in Haptik und ihrem firnisartigen Geruch unverwechselbar. Seit 130 Jahren und lange vor allen Steckbaukästen haben Kinder mit ihnen die Prototypen der Architektur ergründen und bauen gelernt: „die“ Kapelle, „den“ Dom oder Aussichtsturm. Anker-Bausteine sind in Europa und den USA bekannt, verbreitet und beliebt. Albert Einstein hat damit gespielt und Erich Kästner, Walter Gropius und Roman Herzog, Jurek Becker, Jürgen Trittin und Bill Clinton. Weiterlesen
Graf Brühl – Dresdens Mäzen und Bankrotteur
Feature von Matthias Körner. Mit Frauke Poolman, Udo Schenk, Danne Suckel und Torsten Ranft. Redaktion: Kathrin Aehnlich. Ton: Holger König. Regie: Stefan Kanis.
MDR 2013 (59’16 | Ursendung: 30.10.2013, MDR FIGARO)
Über fünfhundert Meter erstreckt sich am Dresdner Elbufer der „Balkon Europas“, die „Brühlsche Terrasse“. Ihrem Namenspatron Heinrich Graf Brühl (1700-1763) verdanken die Dresdener wertvollen Kulturbesitz der Stadt. Seine Zukäufe machen die Gemäldegalerie „Alte Meister“ zu dem, was sie heute ist. Er setzt den Bau der Frauenkirche durch. Er revolutioniert den Städtebau.Der in Gangloffsömmern in Thüringen geborene Sohn eines Hofmarschalls macht eine beispiellose Karriere am Hof August des Starken. Er schafft es vom Pagen zum Kammerpräsidenten und Obersteuereinnehmer und wird Sachsens Premierminister. Bei der Finanzvergabe stellt er die Anschaffungen für Kunst und Glanz vor die Aufrüstung der Armee. Weiterlesen
Hörspiel nach dem Roman von Dirk Brauns. Funkbearbeitung: Stefan Kanis.
Mit Marina Frenk, Axel Wandtke, Petra Hartung, Martin Brambach, Steffi Kühnert, Klaus Manchen, Karina Plachetka, Christian Gutowski und Alexander Brabandt. Dramaturgie: Steffen Moratz. Liedarrangements: Maria Hinze. Ton: André Lüer. Regie: Stefan Kanis. MDR 2013 (59’03 | Ursendung: 06.10.2013)
Die Jury der Deutschen Akademie für Darstellende Künste benannte ‚Im Inneren des Landes‘ zum ARD-Hörspiel des Monats Oktober 2013. Aus der Begründung der Jury:
»Im Inneren des Landes ist ein aufwühlendes, wichtiges Stück zur Zeitgeschichte unter die es keinen Schlussstrich gibt – hervorragend dramatisiert und ebenso gespochen.«
‚Im Inneren des Landes‘ wurde Finalist beim Wettbewerb um den Deutschen Hörspielpreis der ARD 2014. Bettina Reitz, Fernsehdirektorin des Bayerischen Runfunks und Jurorin während der öffentlichen Diskussion des Stückes:
»Das Stück mutet mir den Hoffnungsbogen und gleichzeitig die Erschütterung dessen, dass es am Ende kein gutes Ende geben wird, zu. Das ist sehr konsequent. Das Hörspiel baut sich spannend auf, ist sehr sehr gut gesprochen; und es findet mit der Montage der Musik einen Rhythmus der genau ist, auch in den Details.«
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Das bin doch nicht ich, oder? – Henry Büttner
Feature von Günter Kotte. Mit Eva Weißenborn, Dieter Wien und Günter Kotte. Redaktion: Ulf Köhler. Ton: André Lüer. Regie: Stefan Kanis.
MDR 2013 (58’24 | Ursendung: 13.11.2013, MDR FIGARO)
Es gibt wohl kaum einen DDR-Bürger, den Henry Büttner mit seinen Zeichnungen nicht durchs Leben begleitet hätte. Büttner, der Philosoph unter den Karikaturisten, war Kult und wurde jede Woche von den Lesern des ostdeutschen Satiremagazins „Eulenspiegel“ herbeigesehnt.
Als Meister des kargen Strichs und des melancholischen Humors schuf er seine Strichfiguren mit den unbewegten Gesichtern, die er im Vorführen des absurden Alltags als große Komiker inszenierte. Weiterlesen
Feature von Günter Kotte. Mit Dieter Mann, Frauke Poolman, Tilmar Kuhn und Wolfgang Ghantus. Redaktion: Ulf Köhler. Ton: Holger Kliemchen. Regie: Stefan Kanis. MDR 2013 (59’07 | Ursendung: 23.1.2013)
Nachrufe. Hörspiel von Günter Kunert. Mit: Devid Striesow, Dieter Mann, Bettina Kurth, Hille Darjes, Heidi Ecks, Jörg Schüttauf, u.a. Komposition: Michael M. Hinze. Dramaturgie: Thomas Fritz. Schnitt: Hans-Peter Ruhnert. Ton: Holger König. Regie: Stefan Kanis. MDR 2012 (55’43 | Ursendung: 26.12.2012)
Im beschaulichen Klüvershagen ist das jährliche Winzerfest schon deutlich mehr, als ein kleiner Höhepunkt. Mit Vor- und Nachberichterstattung hätte Lokalreporter Knetzschmer gut zu tun. Und der „Klüverbote“ – das örtliche Presseorgan – einige Seiten erbaulich gefüllt. Chefredakteur Borgmann erwartet vollen Einsatz. Doch Knetzschmer ist nicht bei der Sache. Ihm will der alte Hasel, das Ortsfaktotum, nicht aus dem Kopf. Vor ein paar Tagen segnete die Bastlerseele das Zeitliche und sein letztes Kunstwerk – halb Führerstand, halb Schleudersitz – ist seitdem verschollen. Letzter bekannter Aufenthalt: der örtliche Schrottplatz. Nun wird das Teil vermisst. Soweit so gut, wenn nicht auch Herr Pauli, der Eigner der Schrotthandels, erst verschwunden und ein paar Tage später verstorben wäre. Alles Zufall? Kann gut sein. Aber da ist noch der Chinese. Der wohnt seit ein paar Tagen im Ort und streunt des Nachts Richtung Recyclinghof. Was treibt den Mann aus Fernost nach Klüvershagen? Krumme Geschäfte mit dem toten Schrott-Pauli? Edelmetalle? Feine Erden? Und warum kauft der Chinese jeden Tag Unmengen Mineralwasser?Knetzschmer steht vor jeder Menge wichtiger Fragen. Lebenswichtiger Fragen.
Alice hat es gut. Jeder Schritt, den sie tut, führt sie voran. Die bekannteste Kinderbuchfigur der angelsächsischen Welt kennt keinen Schrecken, obwohl sie doch dauernd ihr Leben riskiert. Sie dehnt sich aus, füllt im Handumdrehen ganze Häuser, ihr Kopf schießt an ein einem ewig langen Hals empor und die Herzkönigin will sie köpfen. Doch für Alice geht es immer weiter. Am Ende, wenn es brenzlig wird und ihr die Spielkarten um die Ohren fliegen, wacht sie einfach auf. Der Traum ist aus und die ältere Schwester gibt ihr einen Kuss. Dem Mutigen gehört die Welt. Und sei es nur im Schlaf.
Die Zahl der Anhänger des taffen Mädchens ist Legion; Wikipedia verzeichnet quer durch alle Kunstgattungen dutzende Bearbeitungen, Adaptionen und Übermalungen. Die Dresdner Compagnie „Go Plastic“ fügte dem Alice-Rhizom am Donnerstagabend im LOFFT nun eine weitere Luftwurzel in 12 Teilen hinzu: „Mit Alice in den Städten“. Weiterlesen
Der Abend des letzten Ferien-Samstags. Und auf der Bühne Kinder, die freiwillig ein Lehrstück einüben! Verkehrte Welt, sagt sich Lehrer Lämpel. Um es vorwegzunehmen: Dieser Kalauer tritt der Bühnenhandlung nicht zu nahe.
Eine knappe Werkeinordnung: Mit Brechts frühen Stücken meldet sich ein Vokabular zu Wort, das man vergessen glaubte: Nützlichkeit, Einverständnis, Modellcharakter, Lernen und Lehren, Erkenntnis – ein Vokabular, das wie von einem anderen Kontinent herüberstrahlt und abprallt an den aktuellen Spielplänen der scheinaktivistisch agierenden Subventionsbühnen! Es besteht also Einverständnis-Bedarf, ohne Frage. Weiterlesen
Maske und Geist. Feature von Ina Lyn Reif. Mit: Britta Steffenhagen. Redaktion: Kathrin Aehnlich. Schnitt: Hans-Peter Ruhnert. Ton: André Lüer. Regie: Stefan Kanis. MDR 2012 (29’13 | Ursendung: 8.4.2012)
Das Finkenmanöver. Feature von Gerhard Pötzsch. Sprecher: Christian Steyer. Redaktion: Kathrin Aehnlich. Regie: Stefan Kanis
(29’21 | Sendung: MDR FIGARO, 26.05.2012)
„Das Finkenmanöver“ ist eines der ältesten Volks- und Kulturfeste im Harz; 1868 stiegen die Streithähne erstmals in den Ring. Tausende Schaulustige kommen Jahr um Jahr am Pfingstmontag nach Benneckenstein, um diesen Wettbewerb mitzuerleben. Eine Jury urteilt über die Schönheit und die Dauer des Gesangs der Finken und wählt einen Sieger aus. „Schönheitssingen“, „Distanzsingen“, „Kreissingen“ heißen die Diziplinen.
„Was dem Jäger das Wild / Was dem Maler das Bild / Was dem Reichen des Goldes Klang / Sind mir der Fink und sein Gesang!“
Montagabend auf der Werkstattbühne am Lindenauer Markt. Eine junge Frau, dunkle Haare, schwarzer Rolli, Jeans, tritt an einen klassischen Lesetisch. In die Jahre gekommenes Holz, die Beine etwas schräg, in der linken Ecke eine Wasserflasche, gläsern und ohne Etikett, daneben das Trinkglas. Ein Scheinwerfer schräg von hinten, der andere von vorn. Eine Jacke liegt über der Sitzfläche des Stuhls. Als der Abend zu Ende ist, liegt sie noch immer dort. Eine Kleinigkeit ohne Bedeutung, vielleicht nur ein Versehen? Nicht bei Christa Wolf. Warum kann es nicht die Jacke der Hauptfigur Christa T. sein, die mit der Autorin den Vornamen teilt? Es wäre doch möglich. Eine zarte Reminiszenz an das pulsierende Thema des Romans: Das Leben als Möglichkeitsraum. Nichts ist ausgemacht, kein Weg vorgezeichnet. Und wenn, dann steckt die Zeichnung, die uns in ihre Bahnen zwingt, nur in uns selbst. Soll man sie deshalb schon „Ich“ nennen? Weiterlesen
Im Programmheft-Opener zur diesjährigen Tanzoffensive im LOFFT taucht das Wort „Geschichten“ stolze fünfmal auf. Geschichten von Gewicht will man erzählen, auch die jüngere Geschichte, und die eigenen allemal. Bitte keine Unverbindlichkeiten mehr. Vorbei die Zeit tänzerischer Selbstbezüglichkeit. Wenn alle aufstehen gegen die Verhältnisse, dann sitzt auch der Tanz mit im Bollerwagen.
Bei soviel Mitteilungswut regt sich Skepsis. Sicher, man muss nicht gleich an erzählendes Tanztheater denken, wie es einem weiland im Beyerhaus seine eindimensionalen Schrecken einflößte. Aber: Kunst und Leben tun gut daran, sich voneinander fernzuhalten und sich gegenseitig mit dem Fernrohr zu beobachten. Am besten mit einem alten, wo das Bild auf dem Kopf steht. Aus dieser Spiegelung offene, eindringliche und differenzierte ‚Geschichten’ für Publikum zu machen, die man, weil sie Kunst sind, nicht wirklich nacherzählen kann: Das, ungefähr, wäre zu leisten. Das Kuratorenteam im LOFFT hängt die Latte hoch. Weiterlesen
Foto: Billhardt. Feature von Steffen Lüddemann.
Sprecher: Torben Kessler und Danne Hoffmann. Redaktion: Kathrin Aehnlich. Technische Realisation: Holger Kliemchen.
Regie: Stefan Kanis (Erstsendung: MDR FIGARO 28.04.2012 | 29’28)
Freitagabend: Während noch das Publikum Platz nimmt, malt der böse Freder seiner Zukünftigen, der Marie, eine Wunde aus Theaterblut auf den Rücken. Liebevoll macht er das, fast zärtlich. Es wird bei dieser Freundlichkeit nicht bleiben, soviel steht fest. Was in hohen Einweckgläsern auf der Kommode an rotem Saft bereitsteht, wird seine Verwendung finden.
Ferdinand Bruckners Skandalerfolg von 1928 spielt unter Medizinstudenten. Desiree, eine ausgebüchste Jung-Gräfin springt als zuckende Flamme von Erfolg zu Erfolg. Die schwierigsten Examen bewältigt sie im Handumdrehen und im Bett ist sie die pure Lust. Eigentlich ein Glückskind, wenn da nicht das Virus wäre, von dem zu reden sein wird. In derselben Pension siedelt auch Marie, Baumeisterstochter und zu Stückbeginn frischgebackene Dr. med. „Einmal gefährlich leben bitte!“ – Könnte man dieses Virus kaufen, Marie wäre die erste in der Schlange. Bis dahin bleibt ihr nur kaschierender Arbeitswille. Weiterlesen
Besuch in Mechtshausen. Hörspiel von Rolf Schneider.
Mit: Ernst Jacobi, Maren Eggert, Hille Darjes und Maximilian Brauer.
Dramaturgie: Thomas Fritz. Musik: Michael M. Hinze. Schnitt: Christian Grund. Ton: André Lüer.
Hörspieleinrichtung und Regie: Stefan Kanis (Erstsendung: MDR FIGARO 15.04.2011 | 53’06)
Am Ende bekommen sie alle ein Küsschen. Die Königin, Prinzessin Annegret, Hans und des Teufels Großmutter. Das ganze liederliche Personal aus dem „Teufel mit den drei goldenen Haaren“, ins Leben gesetzt von Friederike Krahl und Pierre Schäfer, die nun, simpel zu zweit, vor ihre Puppenstube treten. Das Publikum mag es im begeisterten Beifall noch nicht recht glauben. Sie strahlt erfreut übers ganze Gesicht, er steht – Typ großer Junge – mit verlegenem Schalk daneben. Und dann bekommt sie von ihm ein Küsschen auf die Wange. Da schlägt Herzlichkeit wie eine Flamme aus dem Zauberkasten und schreibt die Derbheit, die Sprödigkeiten und die trockenen Witze der vergangen Theaterstunde um in so etwas wie Menschenliebe. Weiterlesen
Ausschnitt aus „Austerlitz“ von W.G. Sebald
(…) Räume entstehen, in denen man atmen und sich umschauen kann, in denen einem auch einmal der Atem stockt. Stefan Kanis, der mit der Verwandlung dieses formgewandten Romans durchaus ein Wagnis eingeht, ist sich der Gratwanderung zwischen zu viel und zu wenig Effekt bewusst. Und so entsteht schon bald ein Sog, drängender womöglich als beim Lesen des Romans, der sich aus wichtigen Gründen gegen zu große Bequemlichkeit sperrt.
(Anja Hirsch, FAZ vom 10.03.12)
(…) Den drei überragenden Stimmen gelingt es, einen Hörkosmos zu entwerfen, in dem die kunstvoll gebauten Musikminiaturen von Cornelia Friederike Müller wie kleine Sterne auffunkeln.
(Michael Opitz, DRadio Kultur „Radiofeuilleton“, 04.05.2012) Weiterlesen
Wenn man große Worte über den vergangenen Sonnabendabend machen wollte, könnte man sagen: Eine der Utopien unserer geteilten Welt ist für eine Theaterstunde eingelöst worden. Die Utopie, dass Behinderte und Normale zusammengehören. So weit zusammengehören, dass selbst ultimative Reflexe zum Schweigen gebracht werden. Reflexe der Kategorie: Äh, war das jetzt politisch korrekt? Darf man „normal“ sagen in einem Satz mit „behindert“? Oder verhalte ich mit damit normativ? Bin ich die Norm, weil ich zur Mehrheit gehöre? Und was derlei Probleme mehr sind. Weiterlesen
Man wünscht den drei Frauen auf der Bühne, sie könnten Fische sein. Stumme Fische. Doch Gott meint es nicht gut mit ihnen. Er hat sie Sozialarbeiterinnen werden lassen. Und so bleibt ihnen nur das Reden. Über das Leid, das fortwährend verhindert werden muss. Über die Felle, die einem wegschwimmen, weil es immer mehr Fälle gibt. Und jetzt ist auch noch der Kollege Björn ausgefallen. Björn-out-Syndrom, vermerkt die Autorin zur Grundsituation.
Felicia Zeller hat viel verstanden vom Dilemma der delegierten Nächstenliebe. Wo es an Nachbarschaft und Solidarität mangelt, kann kein Jugendamt der Welt die Dinge wieder Geraderücken. Der Krankenstand ist eine Funktion der chronischen Unterfinanzierung, auf dem Humus der Verwaltungsallmacht gedeiht der Behördendschungel. Weiterlesen
Der junge Mann am Einlass begrüßt das Publikum zur Uraufführung. Ein netter Versprecher. Denn kein Heiner-Müller-Text ist häufiger choreographiert, zelebriert, performt oder auch nur schlicht gesprochen worden als „Bildbeschreibung“. Zu Recht. „Friendly fire“, eine Fraktion der rührigen „Lofft-Werkstatt“, ist der 1984 entstandenen Skizze am Montagabend nun wieder nähergetreten. Was kann Texten besseres geschehen als Interesse. Weiterlesen
Austerlitz von W. G. Sebald. Mit: Ernst Jacobi, Rosemarie Fendel, Ulrich Matthes, Jonathan Bordag. Dramaturgie: Thomas Fritz. Musik: Cornelia Friederike Müller (aka cfm). Schnitt: Holger Kliemchen. Ton: Holger König.
Hörspielbearbeitung und Regie: Stefan Kanis (Erstsendung: 12.12.2011 | 82’25)
(Auch als Hörbuch beim Hörverlag München, März 2012)