Ernstfall Satire

Satiremagazine im Crash-Test: „Pardon“, „Titanic“, „Eulenspiegel“

»Ernstfall Satire (Ausschnitt)«

Ernstfall Satire. Feature von Rainer Link.cover-pardon
Sprecherin: Chris Pichler. Redaktion: Kathrin Aehnlich: Hans-Peter Ruhnert. Ton: André Lüer.
Regie: Stefan Kanis (Ursendung: MDR KULTUR 29.06.2016 | 59’31)

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(Das ganze Stück)

Bemerkenswert, dass die eher als humorlos und obrigkeitshörig geltenden Deutschen nach 1945 gleich drei Satire-Blätter ins Leben riefen, die bis in die Gegenwart wirken. Begonnen hat es im Osten Deutschlands im Jahr 1954 mit der ersten Ausgabe des „Eulenspiegels“. Nach dem niedergeschlagenen Aufstand vom 17. Juni 1953 sollte sich die „Eule“ am Paradoxon kritischer Satire im Sozialismus versuchen. Sechs Jahre später wurde mit „Pardon“ die Urmutter der westdeutschen Humorgazetten gegründet. Und nach deren Pleite stach die „Titanic“ in die schwierige See der Humor-Presse. In beiden Teilen Deutschlands galt: Wo Komik gelingt, ist die strafende Hand der Obrigkeit nicht weit. Und wo sie nicht gelingt, erst recht. Diese goldene Regel der repressiven Presselenkung bekamen alle drei Magazine von Anfang an zu spüren. Zensur im Osten und Strafverfahren wegen übler Nachrede im Westen gehörten zum Alltag des satirischen Schreibens. Skandale haben die Magazine zuhauf verursacht. Zum Beispiel der Eulenspiegel mit einer wenig schmeichelhaften Ulbricht-Karikatur, die zur Entlassung des Chefredakteurs führte oder die Titanic mit ihrem dilettantischen Bestechungsversuch, die Fußball-WM 2006 nach Deutschland zu holen, der vor Gericht endete. Ehemalige Chefredakteure, Autoren und Kolumnisten wie zum Beispiel Hans A. Nikel, Bernd Fritz, Martin Sonneborn und Matthias Biskupeck beschreiben das Berufsbild „Satireautor“. Wie viel Ernst gehört dazu, ein Blatt zu machen, dessen alleiniger Zweck es ist, die Leser zum Lachen zu bringen?

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